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Cranio auf der Intensivstation

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Dank der hervorragenden Unterstützung meines Stationsleiters, seiner Stellvertretung sowie der stationsführenden Ärztin und ihrem Stellvertreter war es mir in den letzten Monaten meiner Ausbildung möglich Craniosacrale Behandlungen bei verschiedenen Patienten einer chirurgischen Intensivstation in Wien durchzuführen. Ebenso hat mich mein Pflegeteam besonders unterstützt indem es mich während dieser Situationen frei gespielt hat und ich immer störungsfrei behandeln konnte.Cranio auf der Intensivstation

Auswahlkriterien und Ablauf

Die Auswahl der Patienten habe ich meist sehr spontan getroffen und bin dabei keinen speziellen Kriterien nachgegangen. Bevorzugt habe ich Menschen, die noch von der Beatmungsmaschine unterstützt wurden. So konnte ich zusätzlich die Daten des Respirators übernehmen, wie das Titalvolumen und Minutenvolumen. Akut instabile sowie Menschen nach einer frischen Hirnblutung habe ich ausgespart. Einige Patienten wurden in einem Abstand von mehreren Tagen mehrmals, andere nur einmal behandelt. Das kam darauf an, wie es sich gut ergeben hat.

Die Behandlungen konnte ich hauptsächlich in ruhigen Nachtdiensten nach Mitternacht durchführen, manchmal auch tagsüber aber eher dann, wenn der/die Behandelte in einem Einzelzimmer lag. Eine Einheit hat dabei jeweils 20 bis 30 Minuten gedauert.

Folgende Parameter habe ich bei jedem der Patienten jeweils vor und nach der Behandlung dokumentiert:

  • Herzfrequenz
  • Blutdruck (Systole, Diastole und Mitteldruck)
  • periphere Sauerstoffsättigung
  • Atemfrequenz

Wurden die Patienten durch ein Beatmungsgerät voll oder teilweise unterstütz, dokumentierte ich zusätzlich noch:

  • Atemzugvolumen
  • Minutenvolumen

Je nachdem ob die Patienten kontaktierbar waren oder nicht erklärte ich ihnen, was ich vorhatte, wie die folgenden 30 Minuten ablaufen würden und, dass es der Steigerung der Selbstheilungskräfte diente. Ich setzte mich dann seitlich des Bettes. Nachdem ich selbst etwas zur Ruhe gekommen war und mich geerdet hatte, berührte ich sacht die zu behandelnde Person.

Als Griff wählte ich den sogenannten Pieta-Griff – eine Hand berührt die Schulter, die andere den Oberschenkel – oder eine abgewandelte Form indem ich Schulter und Hand berührte.

Cranio Sacrale Behandlung tun auch Schwerkranken gut.

Ich entschied es entsprechend dem, wie ich bequemer sitzen konnte. Durch die herabgelassen Seitengitter der Betten war es oft nicht ganz leicht im Sitzen seitlich an die Klienten heran zu kommen.

Im Anschluss sorgte ich dafür, dass die Patienten nicht sofort wieder eine therapeutische (z.B. Physiotherapeutische) oder pflegerische Behandlung hatten. Sondern sie durften noch etwas nachruhen bevor wieder eine Maßnahme (wie lagern oder mobilisieren) durchgeführt wurde.

Ergebnisse

Im dokumentierten Zeitraum habe ich 15 Behandlungen auf der Intensivstation durchgeführt. Wichtig zu erwähnen ist, dass einige Patienten mehrmals behandelt wurden und von manchen stehen die Informationen zu Titalvolumen und Minutenvolumen wegen fehlender Atemunterstützung nicht zur Verfügung. Trotzdem habe ich alle Daten zusammengefasst und von diesen vorher und nachher gegenüber gestellt.

Dadurch, dass ich die Untersuchung nur in einer sehr kleinen Fallzahl durchgeführt habe und auch wegen der unterschiedlichen Häufigkeit der einzelnen Behandlungen pro Patient, lassen sich die Ergebnisse nur beschreibend und nicht mit statistischen Tests untersuchen.

Trotzdem zeigen diese objektiven Zahlen bereits was ich während den Behandlungen wahrgenommen habe: die Intensivpatienten wurden ruhiger, was sich in der sinkenden Herz- und Atemfrequenz zeigt. Sie atmeten eher tiefer, denn das Atemzugvolumen (TV) ist ebenso wie die Sauerstoffsättigung durchschnittlich leicht angestiegen. Bei der Beurteilung des veränderten Blutdrucks gibt es eine Besonderheit zu beachten. Einige der Behandelten erhielten während der Therapie Katecholamine, also blutdrucksteigernde Mittel, andere dagegen Medikamente, die den Blutdruck senken. Deshalb muss hier natürlich bedacht werden, dass sich eine Stabilisierung und somit Normalisierung des Blutdrucks jeweils unterschiedlich auswirkt. Unter Katecholaminen zeigt sich eine Verbesserung der Werte indem diese ansteigen, während unter blutdrucksenkender Therapie das Gegenteil der Fall ist.

In der folgenden Abbildung lässt sich die jeweilige Veränderung der Werte in Prozent erkennen:

Cranio auf der Intensivstation
Abbildung 2: Darstellung der Veränderungen der Parameter von vor zu nach der Behandlung in Prozent. Dargestellt ist als vertikaler Balken der komplette vorkommende Wertebereich. Das untere Ende bezeichnet demnach den kleinsten Wert, das obere Ende den größten Wert. Der Querbalken zeigt den Mittelwert (Durchschnitt). Werte im positiven Bereich stehen für eine Zunahme, Werte im negativen Bereich für eine Abnahme. Ein Wert von 0 bedeutet keine Veränderung.

Im Speziellen bedeutet das folgendes: Herzfrequenz (HF), alle drei Blutdruckwerte (RR systolisch, diastolisch und mean (= Mitteldruck)), die Atemfrequenz (AF) und das Minutenvolumen (MV) sind durchschnittlich leicht gesunken (Querbalken liegt unter der 0). Die periphere Sauerstoffsättigung (SpO2) und das Titalvolumen (TV) stiegen dagegen während der Behandlung im Schnitt an (Querbalken liegt über der 0).

An der Länge der vertikalen Balken ist die Unterschiedlichkeit der Veränderungen zu erkennen. Bei der Sauerstoffsättigung ist dieser Balken sehr kurz. Hier liegen alle Werte in einem sehr engen Bereich beieinander. Außerdem liegen alle im positiven Bereich (Anstieg der Werte). Auch bei der Herzfrequenz gibt es keine extrem unterschiedlichen Veränderungswerte. Allerdings gibt es hier sowohl positive als auch negative Werte (sowohl Anstieg als auch Abfall der Messwerte). Vor allem bei der Atemfrequenz und dem Titalvolumen – etwas weniger auch beim Blutdruck und dem Minutenvolumen – gibt es sehr unterschiedliche Veränderungswerte, was sich an den langen vertikalen Balken zeigt. Die Patienten reagierten hier also sehr unterschiedlich und zeigten Veränderungen in beide Richtungen.

Resümee

Bereits nach diesen wenigen Behandlungen von Craniosacraler Biodynamik auf der Intensivstation bin ich davon überzeugt, dass es der Heilung der Patienten gut tut. Schon alleine der Entspannungseffekt, den diese sanfte und einfühlsame Behandlung den Kranken bietet kann helfen tiefer zu schlafen, ruhiger zu Atmen und tut somit einfach gut. Auch für mich war es ein sehr beruhigendes und bestärkendes Gefühl den Effekt dieser kurzen Behandlungseinheiten zu sehen.

Craniosacrale Biodynamik besteht aber nicht nur aus der klassischen Behandlung. Es steckt viel mentale Stärke durch Meditation und Achtsamkeit im Alltag dahinter.

Zu meinem Glück bin ich von Grund auf ein gelassener Mensch. Das kommt mir besonders zu Gute, da ich auf der Intensivstation mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten umgehen darf. Ich bin froh, dass mir das meist gut gelingt. Doch ich merke auch, dass mir regelmäßig durchgeführte Meditationen gut tun. Ich fühle mich stabiler, gelassener und ausgeglichener.

Rückblickend möchte ich sagen, dass ich seit ich Achtsamkeitsübungen begonnen habe eine Spur besser auf mich aufpasse als früher. Zumindest ist es mir schneller bewusst, wenn ich über meine Grenze gegangen bin. Ich weiß eher was ich brauche, kann dafür leichter einstehen und nehme mir die Zeit. Ich habe mich entschieden Stunden zu reduzieren und das auch durchgesetzt (obwohl es nur durch einem Wechsel des Arbeitsplatzes möglich war), genieße die Freizeit, die ich jetzt zusätzlich zur Verfügung habe und liebe es diese auch für meinen zweiten Beruf, die Selbständigkeit mit Craniosacraler Biodynamik, nutzen zu dürfen.

Auch sportlich habe ich mich verändert. Subtil und ohne dass es mir wirklich aufgefallen ist, habe ich in den letzten Jahren begonnen für Sportarten zu interessieren, bei denen das Verletzungsrisiko tendenziell niedriger ist. Ich habe Yoga begonnen – ein achtsames, wertschätzendes Yoga und praktiziere es regelmäßig mit großer Freude.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass das Wissen um den Wert der Achtsamkeit bekannter wird. Und in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer mehr Menschen dies trainieren. Daneben hoffe ich auch, dass zunehmend verschiedene alternativmedizinische Maßnahmen wie Craniosacrale Biodynamik, Aromatherapie und Akupunktur in unserer westlichen Kultur Einzug halten. Durch die steigende Anerkennung breitet sich für uns ein großes Spektrum an Wissen aus, welches eine hervorragende Möglichkeit ist, die schulmedizinische Therapie zu unterstützen.

Das Geheimnis der Medizin

(Ein Auszug aus meiner Abschlussarbeit in Craniosacraler Biodynamik, 2015)

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